Wilhelm Sondermann blieb unverheiratet und hatte keine Kinder.
Wollgarnspinnerei in Dümmlinghausen (ab ca. 1867)
Wahrscheinlich erfolgte die Übernahme durch Wilhelm Sondermann nicht unmittelbar, sondern nach Neuordnung der Vermögensverhältnisse erst ca. zwei Jahre später im Juli 1869, denn zu diesem Zeitpunkt lässt der in Dümmlinghausen wohnende Wilhelm Sondermann eine Handelsniederlassung mit Sitz in Dümmlinghausen unter dem Namen "Wm. Sondermann, Chrs. Sohn" eintragen [1a].
Bereits im September 1869 findet sich im Gummersbacher Kreisblatt die Anzeige "In der Spinnerei zu Dümmlinghausen finden jugendliche Arbeiter dauernde Beschäftigung". [1b] Die Anzeige trägt keinen Namen. Allerdings gab es seinerzeit nur die Sondermann'sche Spinnerei in Dümmlinghausen, sodass Wilhelm Sondermann der Auftraggeber der Anzeige gewesen sein muss.
Auch sucht "W. Sondermann C. Sohn" am 27. Mai 1870 laut Anzeige "Einige geübte Haspelmädchen": [1c]
Und am 3. April 1871 "zwei geübte Schrubeler" [1d], d. h. Arbeiter, die Wolle entwirren, bevor diese gesponnen wird:

Auch in Sandler's Handbuch der Leistungsfähigkeit der gesamten Industrie Deutschlands aus dem Jahr 1873 findet die Spinnerei als Wollgarnspinnerei Wilhelm Sondermann Chr. Sohn Erwähnung. Als Gründer wird Christian Sondermann (und nicht etwa Johann Wilhelm Sondermann) sowie als jetziger Inhaber Wilhelm Sondermann angegeben. [2a]
Dass die Spinnerei von Söhnen des Christian Sondermann betrieben wurde, ist daher wahrscheinlich ein Fehler. Möglicherweise waren neben Wilhelm Sondermann weitere Söhne des Christian Sondermann in der Spinnerei beschäftigt, aber nicht deren Teilhaber.
Vom 12. Juli 1874 hat sich zudem unten stehendes Schreiben der "Spinnerei, Walkerei und Färberei Sondermann Chr. Sohn, Dümmlinghausen und Niederseßmar [!]" erhalten, das von Wilhelm Sondermann unterzeichnet wurde. [3] Die Spinnerei wurde daher bis 1874 um eine Waklerei und Färberei ergänzt.
Kunstwollspinnerei in Nöckelseßmar (ab 1874)
Dieser geht im April des Jahres 1867 Konkurs. Zu diesem Zeitpunkt hat Wilhelm Sondermann indes das Fabrikgebäude bzw. den Betrieb noch nicht übernommen. Erst mit dem Tod des Ehepaares F. W. Sondermann junior mietete Wilhelm Sondermann die Fabrik in Niederseßmar. So führt das "Industrie-Lexicon von Rheinland-Westphalen" von Christoph Sandler, erschienen im Jahr 1875, für Niederseßmar "Wilh. Sondermann, Chr. Sohn, Wollspinnerei" auf, dessen Inhaber laut Lexikon Wilhelm Sondermann seit 1874 war. Als Gründer der Spinnerei wird Friedr. Wilh. Sondermann, das Gründungsjahr mit 1861 angegeben. [5]
Die Übernahme der Fabrik muss bereits zu Beginn des Jahres 1874 erfolgt sein, denn aus den Akten der Stadt Gummersbach geht hervor, dass am 23. März 1874 für die Spinnerei "W. Sondermann Chr. Sohn" eine Revision eines Dampfkessels erfolgte in Niederseßmar [!]. Die Genehmigung nach der Revision wurde dann auch erteilt für einen im Jahr 1862 gefertigten Dampfkessel der Dampfkessel-Fabrik Piedboeuf in Aachen mit der Fabrikationsnummer 1968 mit 6 Atm. Es wurde bei der Genehmigung darauf hingewiesen, dass der Kessel schon früher aufgestellt worden und die Revision nur eine "äußere" war [6].

In einer einer Übersicht der Unternehmen in der Region im Jahr 1875 wird allerdings außer der Fabrik "C. Sondermann", d. h. Franz Carl Albert Sondermann senior nur die Fabrik "W. Sondermann" geführt [7]. Es fehlt die Spinnerei "Frau F. W. Sondermann".
Laut einer Erhebung des preußischen Ministeriums für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten aus dem Juli 1875 wird allerdings die "Spinnerei und Kunstwollen-Fabrik" der "Wwe. Sondermann" in Niederseßmar aufgeführt, nicht aber eine Fabrik des W. Sondermann Chr. Sohn. Bemerkenswert ist, dass die Fabrik über 50 Arbeitnehmer beschäftigte und als soziale Einrichtung eine Unfallversicherung hatte. [7a]
Die Fabrik in Nöckelseßmar wird daher vor allem im Jahr 1875 uneinheitlich bezeichnet und zugeordnet. Aus der weiteren Quellenlage ist aber ersichtlich, dass noch bis März 1876 die Fabrik von Wilhelm Sondermann betrieben wurde.
Falliment
Wie bereits sein Vater ging auch Wilhelm Sondermann insolvent. So wurde Wilhelm Sondermann vom Königlichen Handelsgericht in Köln mit Urteil vom 8. März 1876 für fallit erklärt, wobei der Tag der Zahlungseintellung auf den 3. März 1876 festgelegt wurde. [7-1]

Nach der Falliments-Anzeige folgte im April 1876 ein Gläubigeraufruf: [7-2]

Offenbar wird das Unternehmen aber nicht abgewickelt, denn 1892 wird der Sitz des Unternehmens "Wilhelm Sondermann Chr. Sohn" von Dümmlinghausen nach Gummersbach verlegt. [7-3]
Ende des Betriebs der Kunstwollspinnerei in Nöckelseßmar (1876)
Die Einstellung des Betriebs, d. h. der Anmietung der Fabrik des F. W. Sondermann durch Wilhelm Sondermann in Niederseßmar fiel mit dem Falliment zusammen. Am 6. Mai 1876 ließ Eleonore Sondermann geb. Torley ihr Fabrikgebäude in Niederseßmar auf mehrere Jahr meistbietend vermieten [7b]:

Auch eine Lithographie aus dem Jahr 1880 führt das Fabrikgebäude in Niederseßmar als "Fr. Sondermann". [9]
Ende der Spinnerei in Dümmlinghausen (1875)
Auf einer Lithographie der Gewerbeanlagen von Gummersbach aus dem Jahr 1880 firmiert die Fabrik in Dümmlinghausen bereits als Chr. Müller & Sohn [13], sodass von einer Einstellung dieser Spinnerei durch Wilhelm Sondermann noch vor 1880 auszugehen ist. Nicht korrekt kann die Angabe einer Übernahme der Sondermann'schen Spinnerei in Dümmlinghausen durch Chr. Müller & Sohn bereits im Jahr 1871 sein, die sich etwa bei Woelke findet [14], da dies unvereinbar wäre mit den oben zitierten Quellen. Im Jahr 1874 inserieren die "Fabrikanten Christian Müller & Sohn in Neustadt" indes Umbauten an der von ihnen erworbenen "Kirsel'schen Fabrik in Dümmlinghausen, Gemeinde Gummersbach, Flur 26" vorzunehmen, genauer das Wasserrad nebst Untergraben tiefer zu legen und letzteren zu verlängern. [14a] Aus der Anzeige ist indes nicht unmittelbar zu entnehmen, dass die Spinnerei "W. Sondermann Chr. Sohn" in Dümmlinghausen zum Erliegen gekommen ist. Es ist lediglich zu folgern, dass das Spinnereigebäude den Eigentümer gewechselt hat - möglicherweise bereits im Jahr 1871.

Im Jahr 1875 wird das Unternehmen "W. Sondermann" allerdings in einer Übersicht der Unternehmen in der Region mit 56 Arbeiskräften geführt. Mehr Arbeitskräfte beschäftigt danach nur Ernst Pickhardt (138 Arbeitnehmer) und C. A. Baldus (136 Arbeitskräfte) [16]. Zu vermuten ist, dass das Unternehmen "W. Sondermann" der Statistik sowohl den Standort Niederseßmar als auch Dümmlinghausen umfasst.

Mit dem Falliment werden im Mai 1876 in der Fabrik des Wilhelm Sondermann in Niederseßmar diveses Fabrikzubehör versteigert. [18b]

Heute (2014) hat das Unternehmen Otto Kind GmbH & Co. KG auf dem Gelände der Spinnerei in Dümmlinghausen seinen Sitz.
Spinnerei in Becke (ab frühestens Mitte 1876)
Möglicherweise war er zu diesem Zeitpunkt in Becke bei Gummersbach an der Shoddyspinnerei des Louis Lentz beteiligt. Auf die Shoddyspinnerei in Becke und die mögliche Teilhaberschaft wird unter den Erläuterungen zum Leben des Eugen Sondermann eingegangen.
Wilhelm Sondermann wird in der erwähnten Liste unter dem Stadtbezirk Gummersbach geführt [20], d. h. er war 1887 wohnhaft zumindest in der Bügermeisterei Gummersbach, möglicherweise in Becke. So ist für das Jahr 1898 sein Wohnort mit Becke belegt und er wird im Jahr 1900 im Adressbuch unter Becke als "Wollagent" zusammen mit seiner Schwester Clara und seinem Bruder Eugen geführt. [20a] Auch bei seinem Tod im Jahr 1910 war er in Becke wohnhaft. [20b]
Sonstige kaufmännische Aktivitäten
Als Kaufmann tritt er das erste Mal im Jahr 1867 in Erscheinung. So inseriert er im Gummersbacher Kreisblatt am 31. August 1868 "Frischen Senf bei Wilh. Sondermann Chr. Sohn." Die Anzeige wiederholt sich am 7. April 1868 als "Senf per Quart à 5 Sgr." [21]
Weiterhin bot er in der Gummersbacher Zeitung am 20. Juni 1874 Peru-Guano, d. h. Dünger, etc. zum Verkauf an [22].
Gesellschaftliches
Wilhelm Sondermann war ein Freund von Carl Steinmüller. Überliefert ist, dass Wilhelm im Jahr 1860 eine Verkaufsreise mit Carl Steinmüller nach Wesel und Emmerich machte, wo die Familie Sondermann langjährige Kundschaft hatte. [24].
Tod des Wilhelm Sondermann
[2] Vgl. Stadt Gummersbach (1873): Revision eines Dampfkessels für Wollspinnerei der Wittwe Reichel, in: Gummersbacher Stadtakte 4334 "Concessionierung von Dampfkesseln und deren Revision1863-1890".
[2a] Vgl. Sandler, Christoph (1873): Handbuch der Leistungsfähigkeit der gesamten Industrie Deutschlands, Österreichs, Elsass-Lothringens und der Schweiz, I. Band: Handbuch der gesamten Leistungsfähigkeit der gesamten Industrie des preußischen Staates mit einem durch ein umfassendes Farbikanten-Register zum integrirenden [!] Bestandtheile des Werkes bearbeiteten Adressen-Anzeiger, S. 54.
[3] Vgl. Sondermann, Wilhelm Chr. Sohn (1874): Schreiben an den Bürgermeister aus der Gummersbacher Stadtakte 4378, Gummersbach.
[4] Vgl. Sandler, Christoph (1875): Industrie-Lexicon von Rheinland-Westphalen. Ein geographisch-mercanitlistisches Handbuch der Leistungsfähigkeit der gesamten Industrie von der Rheinprovinz und von Westphalen, nach amtlichen und authentischen Quellen in der Zeit von Nov. 1874 bis Jan. 1875 aufgenommen, Leipzig, S. 26.
[5] Vgl. Sandler, Christoph (1875): Industrie-Lexicon von Rheinland-Westphalen. Ein geographisch-mercanitlistisches Handbuch der Leistungsfähigkeit der gesamten Industrie von der Rheinprovinz und von Westphalen, nach amtlichen und authentischen Quellen in der Zeit von Nov. 1874 bis Jan. 1875 aufgenommen, Leipzig, S. 26.
[8] Vgl. Gummersbacher Stadtakte 4334 "Concessionierung von Dampfkesseln und deren Revision 1863-1890.
[9] Vgl. Druckerei Luyken (1880): Lithograhpie Gummersbach von der Südseite, Gummersbach.
[10] Vgl. Stadt Gummersbach (1883): Revision eines Dampfkessels in der Spinnerei Wilhelm Sondermann, in: Gummersbacher Stadtakte 4334 "Concessionierung von Dampfkesseln und deren Revision 1863-1890“.
[11] Vgl. o.V. (1883a): Brand der Spinnerei F. W. Sondermann, in: Gummersbacher Zeitung v. 20. November 1883.
[12] frei
[13] Vgl. Druckerei Luyken (1880): Lithograhpie Gummersbach von der Südseite, Gummersbach; auch Woelke, Jürgen (1993): Notiz zu einem Vortrag von Frank Remmel am 21. April 1993 auf Grundlage seiner Magisterarbeit über Dümmlinghausen in einem VHS-Vortrag, Gummersbach.
[15] Vgl. Sandler, Christoph (1875): Industrie-Lexicon von Rheinland-Westphalen. Ein geographisch-mercanitlistisches Handbuch der Leistungsfähigkeit der gesamten Industrie von der Rheinprovinz und von Westphalen, nach amtlichen und authentischen Quellen in der Zeit von Nov. 1874 bis Jan. 1875 aufgenommen, Leipzig, S. 26.
[16] Vgl. Krawinkel, Max-Ferdinand (1990): Strukturwandel in der Textilindustrie am Beispiel eines mittelständisches Unternehmens im Oberbergischen im 19. Jahrhundert (1806-1914), Diplomarbeit.
[17] Vgl. dazu Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten (1876): Die Einrichtungen für die Wohlfahrt der Arbeiter der größeren gewerblichen Anlagen im preussischen Staate, I. Teil, S. 170-171.
[20] Vgl. Handelskammer (1887): Berechtigte Gewerbetreibenden zur Wahl für die Handelskammer am 6. Dezember 1887.
[21] Vgl. Sondermann, Wilhelm (1867): Senfanzeige, in: Gummersbacher Kreisblatt v. 31. August 1867, Nr. 70, S. 4; Sondermann, Wilhelm (1868): Senfanzeige, in: Gummersbacher Kreisblatt v. 8. April 1868, Nr. 28, S. 3 sowie v. 11. April 1868, Nr. 29 S. 3.
[22] Vgl. Sondermann, Wihelm (1874): Anzeige Peru-Guano, in: Gummersbacher Zeitung v. 20. Juni 1874.
[23] Vgl. VfL Gummersbach 1861 e. V. (Hrsg.) (1986): Festschrift zum 125-jährigen Jubiläum des VfL Gummersbach von 1861 e. V.: 1861-1986, Gummersbach,S. 26; Meißner, Ludwig (1903): Rückblick auf die Geschichte des Gummersbacher Turnvereins, in: Deutsche Turnerschaft Kreis VIIIb Rheinland Bergischer Gau (Hrsg.): Fest-Schrift für das Gau-Turnfest in Gummersbach am 27. und 28. Juni 1903, Gummersbach, S. 49.