Friedrich Wilhelm Sondermann und Henriette Sondermann
Ehe mit Henriette Sondermann
Fritz Sondermann verlobte sich im Mai 1863 mit seiner Cousine Henriette Sondermann, Tochter des Franz Carl Albert Sondermann und der Philippine Stahlschmidt. [1a] Henriette wurde am 20. September 1841 in Gummersbach geboren.

- Walter Sondermann (1864)
- Alfred Sondermann (1866-1867) [1b]
- Alfred Sondermann
(1867)
Wenig ist über Henriette Sondermann aufgrund ihres frühen Todes (1874) bekannt. Überliefert ist das unten stehende Gedicht, welches wohl zur ihrer Konfirmation, d. h. im Jahr 1856 geschrieben wurde. Der unbekannte Verfasser, wahrscheinlich ein Abkömmling der Familie Baltes (Initialen: A. B.), überschrieb das Gedicht mit dem Titel „Inhabitamus ut emigremus“ („Wir haben keine bleibende Stätte auf Erden“), dem Wahlspruch der Vogtfamilie von Pollmann. [1f]
Der unbekannte Autor wählte den Wahlspruch der Pollmänner als Titel, da wohl kurz vor Entstehung des Gedichts Henriettes Vater, Carl Sondermann, die alte Vogtei der Pollmänner in Gummersbach erworben hatte.
Die Weisheit spricht: Wir ziehen ein,
um bald hinaus zu ziehn,
und Klugheit richtet früh sich ein
Zum Abschied sonder Mühen
Doch Glaube weiß: wir haben dort
Ein Haus von Gott gebauet,
Da bleiben wir sichern Ort
Dir hier auf Gott vertrauet!
Johannes Pollmann baute einst
Ein Haus aus festem Stein;
Das Du den Abschied nicht beweinst
Schrieb er darauf das Eine:
Denk nicht es sei für immer hier
Dein Bleiben ungestöret
Was heute mir kommt morgen Dir
Wer weiß, wem’s bald gehöret!
Und lange habte Vögte drin
Pollmänner viel gewohnet
Bis auch der letzte war dahin
Der Tod ihn nicht verschonet
Da that die „Pforte“ wieder auf
Die Flügel alle beide,
Carl Sondermann begann den Kauf
Zu seiner Kinder Freude!!
Segne Gott ihm Treu und Fleiß
Und lass ihn lange wohnen
Und möge nach der Arbeit Schweiß
Das ewige Haus ihm lohnen.
Dies wünsch ich ihm und seinem Kind
Dem Sondermannes „Jettchen“
Und dass es Glückes Segen find
Und sei ein braves Mädchen!
Und kriege einst ob drin ob draus
Das was sein Herz begehret!
Und dass es dann auch unser Haus und sein Gedächtnis ehret!!
Im Jahr 1872 kurz vor ihrem Tod erscheint Henriette Sondermann im Verzeichnis der Sammelbezirke zur "Ansammlung eines Fonds zur Errichtung eines Kreis-Krankenhauses" für den Bezirk Niederseßmar als "Frau Fritz Sondermann jun." neben "Frau Carl Sondermann jun.". [1g]
Wollspinnerei Heuser & Thiel
Diese Erzählung ist allerdings nicht vollständig stimmig, denn im Mai des Jahres 1864 machte der Gummersbacher Bürgermeister Pütz bekannt, dass die Herren Daniel Heuser, (Kaufmann), Franz Thiel (Gastwirt) und Moritz Leopold Krawinkel (Kaufmann) beabsichtigen, in Vollmerhausen ein Wasserwerk zum Antrieb einer Wollspinnerei anzulegen [3]:
Die Bekanntmachung des Bürgermeisters Pütz sowie die Quellen Sandler lassen vor dem Hintergrund des Berichts der Amalie Müller-Thiel vermuten, dass die Wollspinnerei Heuser und Thiel in Niederseßmar um 1862 abbrannte und danach die Fabrik als Kunstwollspinnerei nach Mai 1864 in Vollmerhausen neu aufgebaut wurde. Als Gründungsjahr findet sich in den vorliegenden Quellen das Jahr 1865. [5b] Die Fabrik in Vollmerhausen wurde sodann 1872 von Leopold Krawinkel übernommen. [5c]
1860 bis 1862: Gründungsjahre
Ab spätestens 1860 beginnt F. W. Sondermann junior indes mit den Vorbereitungen der Gründung seines Spinnerei- und Webereiunternehmens in Nöckelseßmar (Niederseßmar), genauer im Höttdohl: So erwirbt Friedrich Wilhelm junior am 25. Februar 1860 zunächst die Konzession für ein "Wassertriebwerk am Seßmarbach" [5d]. Kurz darauf wurde auch das Spinnereigebäude in Niederseßmar eingerichtet, wobei sich die Quellen nicht einig sind, ob das Gebäude von F. W. Sondermann (vermutlich senior) errichtet [5e] oder die Spinnerei in der ehemaligen Nöckelseßmarer Papiermühle eingerichtet wurde [5f].
Im "Industrie-Lexicon von Rheinland-Westphalen" von Christoph Sandler, erschienen im Jahr 1875, wird für Niederseßmar eine Wollspinnerei aufgelistet, deren Gründer als Friedr. Wilh. Sondermann und deren Gründungsjahr mit 1861 angegeben wird. [5h] Im Jahr 1861 dürfte daher die die Fabrikation in den neu errichteten Gebäuden aufgenommen worden sein.
Entsprechend der oben abgebildeten Lithographie der Druckerei Luyken aus dem Jahr 1880 sind die Grundrisse der Spinnereigebäude auf der Urkarte von Gummersbach verzeichnet [5j]:
Wie aus dem Eigentümerverzeichnis der Stadt Gummersbach hervorgeht waren der Höttdohl, Teile der Hollwiese und der Dörnenwiese, die Sauerwiese, in der Öhlerwiese, die Pelzwiese und die schmale Wiese spätestens ab 1866 im Eigentum des Friedrich Wilhelm Sondermann (senior) [5k] (zur Orientierung: oben links sind die Häuser von Nöckelseßmar erkennbar, die Grundstücke werden durchzogen von der Straße von Gummersbach nach Niederseßmar, unten rechts schließt sich unmittelbar der Grundbesitz und die Fabrik des Carl Sondermann an).
Inhaber ist vermutlich nicht Friedrich Wilhelm Sondermann junior, sondern Friedrich Wilhelm Sondermann senior, das - wie im weiteren Verlauf der Handelsregistereintragungen zu erkennen - Friedrich Wilhelm Sondermann junior stets mit dem Zusatz "junior" auftritt während der Senior ohne Zusatz agiert.
Einen Hinweis auf diese Firma des F. W. Sondermann findet sich in Sandler's großem Adreßbuch von 1862 allerdings noch nicht - im Gegensatz zu dem Hinweis auf die Fabrik der Herren Heuser und Thiel. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass die Datenaufnahme des Adressbuchs zeitlich vorgelagert erfolgte [7].
Belegt ist für das Jahr 1862 die Teilnahme an der Weltausstellung in London als "Sondermann, F. W., manu. Gummersbach near Cologne, Agt. Victor Bauer, 1 Ironmonger-Lane, Cheapside. Samples of knit woollen and worsted hosiery." [8] Ausgestellt wurden mithin "Beispiele für gewirkte/gestrickte Wollwaren sowie Strumpfwaren/Wirkwaren aus Kammgarn". Aufgrund der Teilnahme an der Weltaustellung ist zu vermuten, dass bereits im Jahr 1862 mit der Produktion begonnen wurde, allerdings nicht notwendigerweise in Niederseßmar, da F. W. Sondermann senior auch einen Betrieb in Bergneustadt in Pacht hatte.
Auch in der Folge hat F. W. Sondermann junior wohl vor allem Strümpfe hergestellt. Dies legt eine Spende des Jahres 1864 sowie Lageberstände im Jahr 1866 nahe. [8a] Entsprechend wird in Sandler's Repertorium des deutschen Handels-, Fabrik- und Gewerbestandes aus dem Jahr 1866 das Unternehmen "Sondermann jun., F. W." als "Strumpfwaarenfabrik" geführt, allerdings unter Gummersbach und nicht Niederseßmar. [8b] Die vom Produktionsort abweichende Ortsangabe bezieht sich vermutlich auf den Wohnort des F. W. Sondermann junior im Jahr 1866.
Bei dem Verpächter Wilhelm Ising aus Neustadt handelt es sich wahrscheinlich um den Vater von Richmuth Ising, die 1869 Wilhelm Stahlschmidt heiratet, einen Cousin der Henriette Sondermann.
1863 und erste Jahreshälfte 1864: Aufbruchzeit
Im September des Jahres 1863 heiratete Friedrich Wilhelm Sondermann junior, als Kaufmann und Sohn des Kaufmanns Friedrich Wilhelm Sondermann senior mit Wohnort Gummersbach [11], seine Cousine Henriette Sondermann (1841-1874), die Tochter des Kaufmanns Franz Carl Albert Sondermann (1806-1882), der später als Pfeifenfabrikant in Niederseßmar in Erscheingung tritt, und der aus Plettenberg stammenden Maria Henriette Philippina Stahlschmidt (1806-1897).
Kurz nach seiner Heirat erfolgte die Gründung eines Unternehmens, das eindeutig dem Friedrich Wilhelm Sondermann junior zuzuordnen ist: Am 20. November erfolgte im Handelsregister des Handelsgerichts Köln die Eintragung: "Sondermann, Inhaber der Sessmarer Spinnerei und Weberei zu Gummersbach, Inh.: Friedrich Wilhelm Sondermann junior" [12]. Interessanterweise ist es die erste Firmenbezeichnung im Gummersbacher Raum, die nicht den Namen des Eigentümers im Namen führt.
Daneben erhält F. W. Sondermann junior am 18. Dezember 1863 die Konzessionsgenehmigung für die Aufstellung eines "locomobilen Dampfkessel" in seiner Spinnerei in Niederseßmar [13].
Zugleich erhält F. W. Sondermann, möglicherweise nun aber der Senior, am 30. Dezember 1863 eine weitere Konzession für einen "locomobilen Dampfkessel" in der von Wilhelm Ising gepachteten Wollspinnerei in Bergneustadt [14]. Die Genehmigung der Dampf-Lokomobilen war selbst für die regionalen Behörden eine ungewöhnliche Neuerungen - es waren die ersten in der Region -, mit der sie sich entsprechend schwer taten, wie aus dem umfangreich erhaltenen Schriftwechsel hervorgeht. Die Lokomobile hatte F. W. Sondermann - vermutlich senior - bereits im Frühjahr 1863 bei einer Maschinenfabrik in Eupen in Auftrag gegeben [15].
Bemerkenswert für die Darstellung der Sondermann'schen Unternehmungen ist ferner die Versammlung von neunzehn Fabrikanten des Kreises Gummersbach am 10. Mai 1864 in Derschlag. Die Versammlung empfahl "einstimmig" die Gründung eines Gewerbegerichts für den Kreis Gummersbach [16].
Zum einen zeigt die Empfehlung eine Momentaufnahme von sechs Sondermann'schen Unternehmungen im Jahr 1864 im Kreis Gummersbach. Zum anderen macht der Beschluss deutlich, dass F. W.Sonderman senior und F. W. Sondermann junior getrennt voneinander wirtschafteten. Neben anderen Fabrikanten nehmen teil:
"Hengstenberg und Sondermann von Gummersbach", d. h. Gustav Hengstenberg (verheiratet mit Elenore Sondermann) und August Sondermann,
"A. Schnabel & Comp." d. h. Albrecht Schnabel und Louis Sondermann junior,
"Die Seßmarer Spinnerei und Weberei (Sondermann) von Niederseßmar", d. h. F. W. Sondermann junior,
"Carl Sondermann", d. h. Franz Carl Albert Sondermann senior,
"F. W. Sondermann sen." sowie
"J. W. Sondermann von Gummersbach", d. h. Johann Christian Sondermann.
Juni 1864 bis 1868: Niedergang
Doch nachden groß geplanten Anfängen des Unternehmens setzte offenbar rasch der Niedergang ein.
So wird am 30. Juni 1864 in das Handelsregister des Handelsgerichts Köln eingetragen, "[...] daß die von dem Kaufmann und Fabrikanten Friedrich Wilhelm Sondermann junior zu Gummersbach bisher geführte Firma: "Sondermann, Inhaber der Seßmarer Spinnerei und Weberei" erloschen ist." [17]

Entsprechend sucht lt. Anzeige im Gummersbacher Kreisblatt im August 1865 F. W. Sondermann (senior, da ohne Zusatz im Namen) nach geübten Jackennäherinnen. Die Anzeige gibt damit zugleich einen Hinweis auf die gefertigten Produkte. [18a]
Wohl weniger aus Altersgründen als vielmehr um die notwendige Liqiudität zur Expansion oder Stützung des Unternehmens aufzubringen, überträgt F. W. Sondermann senior laut Anzeigen im Gummersbacher Kreisblatt am 12. Juli 1864 sein Kolonial- und Kurzwarengeschäft an seinen Vetter Albert Reusch aus Neustadt [19], der das Geschäft auch noch 1871 betrieb (wie aus Anzeigen in der Gummersbacher Zeitung ersichtlich ist). Es handelt sich hier wahrscheinlich um denselben Albert Reusch, der 1875 die Spinnerei, Strickerei und Näherei A. Reusch in Derschlag gründete. [19a]
Möglicherweise war das Jahr 1865 die Kunstwollfabrikation des F. W. Sondermann schwierig, dann es wird zumindest für Remscheid im Gummersbacher Kreisblatt über einen Wassermangel berichtet, der die mit Wasserkraft angetriebenen Hammewerke und Schleifkotten zum Erliegen gebracht hat. [19b]
Wie es um die Kunstwollfabrikation Anfang 1866 in Gummersbach bestellt ist, beleuchtet ein kurzer Artikel, der im März 1866 im Gummersbacher Kreisblatt veröffentlicht wird: [19c]
In der Folge des Konkurses kommt es zu zwei Gerichtsprozessen zwischen dem "[...] Gütervertreter in Sondermann's Creditw[esen]" bzw. dem "[...] Syndikus im Konkurse der Firma F. W. Sondermann sen. [...]", d. h. dem Insolvenzverwalter der Firma, und einem sächsischen Verkaufskommissionär des F. W. Sondermann namens Seiffert [21].
Im ersten Gerichtsprozess wird der Streit in Handelssachen über drei Instanzen bis vor das Oberappellationsgericht in Leipzig geführt, zu denen am 18. September 1868 ein Urteil erfolgte. Streitgegenstand war die Frage, wann der Besitz von Waren auf einen Verkaufkommissionär übergeht.
Diskutiert wurde dabei u. a., ob F. W. Sondermann junior als Handlungsbevollmächtigter des Geschäfts seines Vaters agierte, wirksam am 19. April 1866 vor dem Konkurs des Vaters Waren in Kommission gab, der Verkaufskommissionär demnach als Besitzer der Waren anzusehen war und damit berichtigt war am 2. Juli 1866 die Waren auf sein Lager zu nehmen und ihm letztlich ein Zurückbehaltensrecht bezüglich dieser Waren zustand, auch wenn zwischenzeitlich "[...] zu dem Vermögen Sondermann's [senior] Concurs ausgebrochen [...]" war.
Auch wenn im Urteil nicht genannt ist, wo in Sachsen der Verkaufskommissionär seinen Sitz hatte, wurden die in Streit stehenden Waren indes bemerkenswerterweise bei Joh. Fr. Oehlschläger Nachfolger in Leipzig gelagert, genauer 7 Kisten und 4 Ballen mit insgesamt 1.600 Paar Strümpfen. Diese Waren müssen zumindest insoweit werthaltig gewesen sein, als sich der Aufwand eines Prozesses bis vor das Oberappellationsgericht lohnte.
Der zweite Prozess, zu dem bereits am 19. Juli 1867 ein Urteil gefällt wurde, war offenbar ein "Ableger" des ersten Prozesses. Gegenstand war hier die Frage, ob auch "[...] der ausländische Güterverterter (Syndicus) [...] Anspruch auf Restitution gegen Versäumnisse in Processen [hat], die er in Sachsen führt." Diskutiert wird mithin lediglich ein juristisches Problem. Interessant ist das Urteil für die hier durchgeführte Darstellung insoweit, als der Syndicus des Vermögens des F.W. Sonderman sen. "[...] nach dem in der Preußischen Rheinprovinz geltenden Handelsgesetzbuche von dem betreffenden Concursgerichte auf Vorschlag der Gläubiger ernannt [...]" wurde [22].
Diverses Fabrikzubehör kommt nach der Falliterklärung des F. W. Sondermann senior zur Versteigerung. In Anzeigen im Gummersbacher Kreisblatt vom 22. August und 25. August 1866 heißt es: "Versteigerungsangebot im "Sondermann'schen Fabrikgebäude zu Seßmar": Stricklumpen, Kunstwolle, Garne, Spinnabfall, zwei Wagen- und Ackerpferde, 1 großer Lastwagen, verschiedene Fässer, Bretter, Nutzholz, Farbstoffe" [23].
Trotz Falliment des F. W. Sondermann senior wird das Unternehmen nach 1866 weitergeführt, nun aber unter der Regie des F. W. Sondermann junior. Es ist daher naheliegend, dass es nach dem Falliment zu keiner Versteigerung von (wesentlichen) Vermögenswerten gekommen ist. Anzunehmen ist vielmehr, dass die (wesentlichen) Vermögenswerte, wie insbesondere Grund und Boden und Maschinen, und Schulden des F. W. Sondermann senior von F. W. Sondermann junior insgesamt übernommen wurden.
Entsprechend wird auch in Sandler's Repertorium des deutschen Handels-, Fabrik- und Gewerbestandes für das Jahr 1866 eine Strumpfwarenfabrik F. W. Sondermann junior geführt. [23a]
Die Lage verbesserte sich im folgenden Jahr allerdings nicht, denn es wird 1867 der "[...] in Gummersbach (Handelsger. Köln) wohnende Kaufmann und Spinnereibesitzer F. W. Sondermann jun. [...] für fallit erklärt; Zahlungseintsellung 18. April; Ergänzungs-Richter Stein ist Commissar und der in Köln wohnende Advocat Steger Agent des Falliments." [24].
Daneben wird noch ein Wohnhaus an der Kirche erwähnt. Naheliegend ist, dass es sich bei diesem Haus um das ehemalige Haus des F. C. A. Sondermann handelt, das dieser im Jahr 1857 bei seinem Umzug in das Gummersbacher Vogteihaus veräußert.
Exkurs: Spinnerei Knublauch & Hellemanns in Nöckelseßmar und in Mühlenseßmar
Ferdinand Knublauch gründete zusammen mit Felix Hellemanns, einem Spinnereimeister aus Eupen, in Nöckelseßmar unterhalb der Schüttenhöhe, im Jahr 1866 eine Kunstwollspinnerei mit Zwirnerei (Knublauch & Hellemanns). [26d] Zum Betrieb der "Wollspinnerei" wurden von Knublauch & Hellemanns (hier als "Knublauch und Hellmanns") allerdings erst ab 1870 Arbeiten am Bachbett zur Anlage eines Bollwerks und Mauern durchgeführt. [26e] Entweder wurde daher ab 1870 die Spinnerei erst in Betrieb genommen oder dann wesentlich erweitert. Die Geschäfte gingen in der Folge so gut, sodass im Jahr 1872 die Errichtung einer zweiten Fabrik in Mühlenseßmar erfolgte. Die Fabriken wurden 1891 liquidiert. [26f]
In der Lebenserinnerung eines bedeutenden Zeitgenossen des F. W. Sondermann heißt es, dass andere den durch F. W. Sondermann gebahnten wirtschaftlichen Weg nutzten, um zu Reichtum und Bedeutung zu gelangen und dies nicht selten auf seinen Schultern. [26g]
Woher der Familie Knublauch stammt ist nicht bekannt. Vermutlich war Ferdinand Knublauch ein Verwandter des oben erwähnten Vertreters des Bankhauses Salberg & Mombert in Gummersbach, E. Knublauch. Ob das zeitliche Zusammentreffen des finanziellen Niedergangs des F. W. Sondermann, die Bankvertretung des Bankhauses Salberg & Mombert in Gummersbach durch E. Knublauch und die Gründung einer Spinnerei durch Ferdinand Knublauch mehr als nur ein Zufall war, und ob die erwähnten Lebenserinnerungen hierauf eine Andeutung enthalten, kann nicht mehr festgestellt werden.
1870 bis 1874 Wiederanfang
So wird am 3. November 1870 in das Handelsregister des königlichen Handelsgerichts in Köln eingetragen die "[...] in Niederseßmar, Bürgermeisterei Gummersbach, wohnende Handelsfrau Henriette, geborene Sondermann, in Gütern getrennte Ehefrau des daselbst wohnenden, gewerblosen Friedrich Wilhelm Sondermann junior, welche daselbst eine Handelsniederlassung errichtet hat, als Inhaberin der Firma: "H. Sondermann"." [27]
Am 10. November 1870 wird in das Handelsregister des könglichen Handelsgerichts in Köln eingetragen die "Handelsfrau Eleonora geb. Torley, in Gütern getrennte Ehefrau des gewerblosen Friedrich Wilhelm Sondermann senior, beide zu Niederseßmar, Bürgermeisterei Gummersbach wohnend, welche daselbst eine Handelsniederlassung errichtet hat, als Inhaberin der Firma "Frau F. W.Sondermann"." [28] Der Ehemann F. W. Sondermann senior wird 1870 entsprechend auch nicht als Fabrikant, sondern lediglich als Kaufmann betitelt. [28a]
Der Wiederanfang wurde allerdings abrupt beendet. Friedrich Wilhelm Sondermann junior und seine Frau Henriette verstarben im November bzw. im Januar des Jahres 1874, nach Familienüberlieferung an Tuberkulose, in Mühlheim bzw. in Gummersbach. Als letzter Wohnort wurde Niederseßmar in den Sterbeurkunden vermerkt. Das Ehepaar hinterließ zwei minderjährige Söhne. Vom schicksalsschweren Jahr 1874 zeugen die nachfolgenden Todesanzeigen in der Gummersbacher bzw. Kölnischen Zeitung: [29b]
Es liegt der Schluss nahe, dass der wirtschaftlichen Niedergang der Familie auf den frühen Tod des Ehepaars nicht ohne Einfluss war.
1874 bis 1884: Verpachtung der Spinnerei und deren Ende
Als Konsequenz auf den Brand wird die Spinnerei "Frau F. W. Sondermann" unmittelbar liquidiert, denn am 18. Dezember 1883 wird in der Gummersbacher Zeitung die Versteigerung wegen Liquidation des "[,,,] zur Firma Sondermann gehörige Mobiliarvermögen bestehend aus Kunstwollen, sonstigen Spinnerei-Artikeln und Haushaltungsgegenständen am Donnerstag, den 20. Dezember 1883, 11 Uhr, in der Wohnung der Schuldnerin Frau Sondermann in Niederseßmar." [33]
Wertung
[1c] Vgl. Sondermann, Friedrich/Sondermann, Henriette (1864): Geburtsanzeige Walter Sondermann, in: Gumersbacher Kreisblatt, Nr. 69, S. 4.
[1d] Vgl. mdl. Auskunft Woelke, Jürgen.
[1e] Vgl. Eickholt (1867): Bekanntmachung zur Veränderung im Gange der Posten, in: Gummersbacher Kreisblatt v. 6. Oktober 1867, Nr. 81, S. 1.
[1f] Vgl. A. B. (um 1855): Inhabitamus ut emigremus, Gummersbach.
[3] Vgl. Pütz (1864): Bekanntmachung zur Anlage eines Wasserwerks in Vollmerhausen durch die Herren Heuser, Thiel und Krawinkel, in: Gummrsbacher Kreisblatt, Nr. 43, S. 3.
[4] Vgl. Sandler, Christoph (1862): Sandler's großes Adreßbuch des Handels-, Fabrik und Gewerbestandes von Nord-Deutschland. Vollständig in zwei Bänden. Zweiter Band: das Königreich Preußen. Erste Abtheilung enthaltend: die Rheinprovinz und die Provinz Westphalen, Köln, S. 81.
[5] Vgl. Sandler, Christoph/Berggold, F. (1866): Deutschlands Handel und Industrie. Neuestes Repertorium des deutschen Handels-, Fabrik- und Gewerbestandes. Norddeutschland nach den Sandler’schen Principien und den amtlich aufgenommenen Materialien des Jahres 1866. I. Abtheilung: Königgreich Preussen. Erster Band: Rheinprovinz und Hohenzollern, Westfalen, Pommern, Posen, Berlin, S. 83.
[5d] Vgl. Gummersbacher Stadtakte 4334 "Concessionierung von Dampfkesseln und deren Revision 1863-1890.
[5e] Vgl. Woelke, Jürgern (1985): Kapital war nötig. Gründerjahre in Gummersbach und Oberberg, S. 114.
[6] Vgl. Druckerei Luyken (1880): Lithograhpie Gummersbach von der Südseite, Gummersbach.
[6a] Meyer, Joseph (Hrsg.) (1865): Handelsregister des könglichen Handelsgerichts zu Cöln, Verzeichnis der in das Firmen-, und Gesellschafts- und Prokuristen-Register des könglichen Handelsgerichts zu Cöln erfolgten Eintragungen, zusammengestellt auf Grund der amtlichen Register, Cöln, S. 41.
[7] Vgl. Sandler, Christoph (1862): Sandler's großes Adreßbuch des Handels-, Fabrik und Gewerbestandes von Nord-Deutschland. Vollständig in zwei Bänden. Zweiter Band: das Königreich Preußen. Erste Abtheilung enthaltend: die Rheinprovinz und die Provinz Westphalen, Köln, S. 81.
[8] o. V. (1862): The International Exhibition of 1862. The Illustred Catalogue of the Industrial Department. Vol. IV. Foreign Devision, London, S. 105.
[8a] Vgl. F. W. Sondermann et al. (1864): Danksagung für die Unterstützung der deutschen Krieger in Schlweswig-Holstein, in: Gummersbacher Kreisblatt, Nr. 14, S. 3 sowie Urteil des Ober-Appellationsgerichts Leipzig v. 18. September 1868 in Sachen Seiffert's gegen den Gütervertreter in Sondermann's Creditw., Handelsgericht im Bezirksgericht Leipzig, in: Zeitschrift für Rechtspflege und Verwaltungzunächst für das Königreich Sachsen, Neue Folge, 32. Band (1869), Leipzig, Präjudizien Nr. 139, S. 316-318.
[8b] Vgl. Sandler, Christoph/Berggold, F. (1866): Deutschlands Handel und Industrie. Neuestes Repertorium des deutschen Handels-, Fabrik- und Gewerbestandes. Norddeutschland nach den Sandler’schen Principien und den amtlich aufgenommenen Materialien des Jahres 1866. I. Abtheilung: Königgreich Preussen. Erster Band: Rheinprovinz und Hohenzollern, Westfalen, Pommern, Posen, Berlin, S. 83.
[9] Vgl. Zusammenkunft von Fabrikanten und Handwerker (1863): Beschluss zur Durchführung einer Gewerbeausstellung, in: Gummersbacher Kreisblatt vom 6. Juni 1863, Nr. 45, S. 4.
[10] Vgl. Nicke, Herbert (1999): Fleiß und Wasserkraft. Oberbergische Gewerbe- und Industriegeschichte am Beispiel der Familie Ising in Bergneustadt, Land und Geschichte zwischen Berg, Wildenburg und Südwestfalen, Band 3, Wiehl, S.37-50.
[11] Vgl. Standesamt Gummersbach (1863): Heiratsurkunde des Friedrich Wilhelm Sondermann und der Henriette Sondermann.
[12] Vgl. Sondermann, Friedrich Wilhelm junior (1863): Anmeldung zum Handelsregister der Firma „Sondermann, Inhaber der Sessmarer Spinnerei und Weberei“, in: Handels-Register u. Anzeige-Blatt zum Central-Organ, zweiter Band, 1863, Nr.49, S. 180.
[13] Vgl. Gummersbacher Stadtakte 4334 "Concessionierung von Dampfkesseln und deren Revision 1863-1890"; Gummersbacher Stadtakte 4332.
[14] Vgl Nicke, Herbert (1999): Fleiß und Wasserkraft. Oberbergische Gewerbe- und Industriegeschichte am Beispiel der Familie Ising in Bergneustadt, Land und Geschichte zwischen Berg, Wildenburg und Südwestfalen, Band 3, Wiehl, S. 41-42.
[15] Vgl. Nicke, Herbert (1999): Fleiß und Wasserkraft. Oberbergische Gewerbe- und Industriegeschichte am Beispiel der Familie Ising in Bergneustadt, Land und Geschichte zwischen Berg, Wildenburg und Südwestfalen, Band 3, Wiehl, S. 37.
[16] Vgl. Pütz (1864): Einladung zur Versammlung zur Gründung eines Gewerbegerichts, in: Gummersbacher Kreisblatt, Nr. 36, S. 3; Versammlung der Fabrikanten des Kreises Gummersbach (1864): Empfehlung zur Gründung eines Gewerbegerichts,in: Gummersbacher Kreisblatt v. 11. Mai 1864.
[17] Vgl. Sondermann, Friedrich Wilhelm junior (1864): Anmeldung des Erlöschens der Firma "Sondermann, Inhaber der Sessmarer Spinnerei und Weberei", in: Beilage zum königlich preussischen Staats-Anzeiger, Nr. 153 v. 3. Juli 1864, S. 1769; Amtsgericht Gummersbach (1864): Löschung der Firma Seßmarer Spinnerei und Werberei, in: Kölnische Zeitung v. 2. Juli 1864, Nr. 182, Erstes Blatt, S. 4.
[18] Vgl. Urteil des Ober-Appellationsgerichts v. 18. September 1868 in Sachen Seiffert's gegen den Gütervertreter in Sondermann's Creditw., Handelsgericht im Bezirksgericht Leipzig, in: Zeitschrift für Rechtspflege und Verwaltungzunächst für das Königreich Sachsen, Neue Folge, Zweiundreißigster Band (1869) ,Leipzig, Präjudizien Nr. 139, S. 316-318.
[18a] Vgl. Sondermann, Friedrich Wilhelm (1865): Anzeige Jackennäherinnen, in: Gummersbacher Kreisblatt, Nr. 70.
[19] Vgl. Sondermann, Friedrich Wilhelm/Reusch, Albert (1864): Anzeigen zur Übertragung des Kolonial- und Kurzwaarengeschäfts, in: Gummersbacher Kreisblatt v. 16. Juli 1864, Nr. 57, S. 2 sowie Nr. 59, S. 4.
[19a] Vgl. Kempgens (Hrsg.) (1925): Aus 1000 Jahren Rheinische Kultur. Das Oberbergische Land, Düsseldorf, S. 149.
[19b] Vgl. o. V. (1865): Wassermangel in Remscheid, in: Gummersbacher Kreisblatt v. 1. Juli 1865, Nr. 52, S. 3.
[19c] Vgl. o. V. (1866): Lage der Kunstwollfabrikation im Kreis Gummersbach, in: Gummersbacher Kreisblatt, Nr. 24, S. 3.
[20] Vgl. Urteil des Ober-Appellationsgerichts v. 18. September 1868 in Sachen Seiffert's gegen den Gütervertreter in Sondermann's Creditw., Handelsgericht im Bezirksgericht Leipzig, in: Zeitschrift für Rechtspflege und Verwaltung zunächst für das Königreich Sachsen, Neue Folge, Zweiundreißigster Band (1869), Leipzig, Präjudizien Nr. 139, S. 316-318.
[21] Vgl. Urteil des Ober-Appellationsgerichts Leipzig v. 18. September 1868 in Sachen Seiffert's gegen den Gütervertreter in Sondermann's Creditw., Handelsgericht im Bezirksgericht Leipzig, in: Zeitschrift für Rechtspflege und Verwaltungzunächst für das Königreich Sachsen, Neue Folge, 32. Band (1869), Leipzig, Präjudizien Nr. 139, S. 316-318.
[22] Vgl. Urteil des Ober-Appellationsgerichts Leipzig v. 19. Juli 1867 in Sachen Seiffert's gegen den Curatores bonorum und Syndicus im Concurse der Firma F. W. Sondermann sen., Handelsgericht im Bezirksgericht Leipzig, in: Zeitschrift für Rechtspflege und Verwaltung zunächst für das Königreich Sachsen, Neue Folge, 30. Band (1868), Leipzig, Präjudizien Nr. 189, S. 496-497.
[23] Vgl. o. V. (1866): Versteigerungsangebot im Sondermann'schen Fabrikgebäude zu Seßmar, in: Gummersbacher Kreisblatt v. 22. August und 25. August 1866.
[23a] Vgl. Sandler, Christoph/Berggold, F. (1866): Deutschlands Handel und Industrie. Neuestes Repertorium des deutschen Handels-, Fabrik- und Gewerbestandes. Norddeutschland nach den Sandler’schen Principien und den amtlich aufgenommenen Materialien des Jahres 1866. I. Abtheilung: Königgreich Preussen. Erster Band: Rheinprovinz und Hohenzollern, Westfalen, Pommern, Posen, Berlin, S. 83.
[24] Vgl. Handelsgericht Köln (1867): Fallit des F. W. Sondermann junior, in: Berlinische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen, Zweite Beilage zur Nr. 99 v. Sonntag 28, April 1867, S. 2.
[26] Vgl. Salberg, F. J. (1868): Verkauf zu angekauften Liegenschaften aus der Masse Sondermann, in: Gummersbacher Kreisblatt vom 23. September 1868, Nr. 76, S. 4.
[26a] Vgl. mdl. Auskunft Woelke, Jürgen.
[27] Vgl. Sondermann, Henriette (1870): Anmeldung Handelsgewerbe „H.Sondermann“ in Niederseßmar v. 3. November 1870, in: Preussischer Staats-Anzeiger, Nr. 351 ,Zweite Beilage, Sonnabend 5. November 1870, S. 4450; Königliches Handelsgericht (1870): Anmeldung der Firma "H. Sondermann", in: Kölnische Zeitung v. 5. November 1870, Nr. 307, Erstes Blatt, S. 1.
[30] Vgl. Katasteramt Kreis Gummersbach (ab 1866): Grundstücke im Eigentum des Friedrich Wilhelm Sondermann senior, des Karl Sondermann und der Gebrüder Sondermann, Artikel Nr. 1126, Gummersbach.
[31] Vgl. o. V. (1883a): Brand der Spinnerei F. W. Sondermann, in: Gummersbacher Zeitung v. 20. November 1883.
[32] Vgl. Baldus, Burghard (1927): Die wirtschaftliche Entwicklung des rheinländischen Kreises Gummersbach im 19.und 20. Jahrhundert, zugl. Diss. (Universität Erlangen 1926), Gummersbach, S. 157.
[34] Vgl. o. V. (1884a): Tod des F. W. Sondermann senior, in: Gummersbacher Zeitung v. 14. August 1884.