Dr. iur. Erich Sondermann

Erich Sondermann wurde am 13. März 1888 in Gummersbach als jüngstes Kind des Emil Wilhelm Sondermann (1843-1907) und der Elisabeth Thiel (1846-1917) geboren [1] und in Gummersbach am 23. April 1888 getauft. [2]
Ausbildung
Anschließend studierte er an den Universitäten München und Münster in Westfalen sechs Semester Rechtswissenschaften. In München wurde er 1909 Mitglied des Corps Franconia.
Ehe mit Else Visseur
Erich Sondermann heiratete am 28. April 1913 in Gummersbach Else Visseur. Else Visseur wurde am 1. Oktober 1886 als Tochter des Peter Otto Visseur und der Laura Margareta Rossum in Gummersbach geboren. Peter Visseur war Farbikdirektor bei L. & C. Steimüller und Träger des Roten Adlerordens IV. Klasse. [6] Das Paar hatte sich bereits im Oktober 1911 verlobt. [7]

Im Königreich Preußen bestand ein Dreiklassenwahlrecht. Die Wahlberechtigten, die die meisten Steuern zahlten, wählten in der ersten Abteilung. Es wurden so viele Wahlberechtigte in diese erste Abteilung eingeteilt, bis ein Drittel des Steueraufkommens erreicht war. In der ersten Abteilung waren für das Jahr 1901 in Gummersbach 16 Bürger erfasst. Es handelte sich daher um diejenigen Bürger, die ein Drittel der Steuern zahlten. Zu diesen Bürgern gehörten: Carl Steinmüller, Eugen Lehnhof, Emil Wilhelm Sondermann, Georg Dallmann, Karl Bockhacker, Gottlieb Hoestermann, Ernst Pickhardt, Edmund Siebel, Dr. Kirchstein (Landrat), Rudolf Siebert, Guido Heuser, Peter Visseur, Friedrich Wilhelm Siebel, Gustav Jonas. [8]
Aus der Ehe Sondermann-Visseur gingen vier Kinder hervor: [9]
- Rolf Peter Sondermann (1914)
- Gabriele Sondermann (1916)
- Kurt Sondermann (1917)
- Egon Sondermann (1922)

Beruflicher Werdegang
In den Jahren 1914 und 1915 war Erich Sondermann zunächst als Gerichtschreiber in Köln tätig (als Teil seines Referendariats). [10]
Ab August 1914 vertrat Erich Sondermann kriegsbedingt auch verschiedene Anwälte vermutlich in Köln und sammelte so wichtige juristische Praxiserfahrung.
Am 15. Juni 1915 trat Erich Sondermann eine Stellung als "juristischer Hilfsarbeiter" für den Syndikus Dr. Sillich beim Chemnitzer Bankverein in Chemnitz an nachdem er sich aufgrund einer Stellenanzeige beim Chemnitzer Bankverein beworben hatte. Die Bank beschäftigte damals in ihrer Zentrale über 200 Mitarbeiter. Der Anstellungsvertrag war zunächst auf drei Jahre ausgelegt. Die gehobene Stellung bot Erich Sondermann die Möglichkeit, sich in den banktechnischen Betrieb (wobei ihm seine Lehrzeit beim Barmer Bankverein zugute kam) und in sämtliche Direktorialgeschäfte einzuarbeiten. In den folgenden Jahren wurde er zum Syndikus befördert.
Am 2. Februar 1917 (Eintrag ins Handelsregister) wurde Erich Sondermann Prokura erteilt. [11]
Im Jahr 1922 wurde der Chemnitzer Bankverein von der Commerz- und Privatbank AG (heute: Commerzbank AG) übernommen. Vermultich in Zusammenhang mit dieser Übernahme wurde am 17. August bekanntgemacht, dass die Prokura des Erich Sondermann für den Chemnitzer Bankverein AG in Chemnitz gelöscht und gesonderte Vollmacht erteilt wurde. [12]
Am 1. Januar 1923 wurde Erich Sondermann sodann zum Direktor der Commerz- und Privatbank AG (heute Commerzbank), Filiale Dresden, berufen. [13] Direktor der Commerz- und Privatbank in Dresden war er bis Ende des II. Weltkriegs; möglicherweise kurzzeitig darüber hinaus. [14]
Erich Sondermann nahm in Verbindung mit seiner Tätigkeit für den Chemnitzer Bankverein diverse Aufsichtsratsmandate wahr. Die nachfolgenden Mandate sind anhand der Publikationen insbesondere im Deutschen Reichsanzeiger belegt. Soweit nicht anders vermerkt endeten die Aufsichtsratsmandate vermutlich mit den Wirren zum Ende des II. Weltkrieg: [15]
- ab Juli 1917 bis März 1938 Sondermann & Stier AG in Chemnitz (Zwischen der hier erforschten Familie Sondermann und den Gründern des Unternehmens Sondermann & Stier ist derzeit keine verwandtschaftliche Verbindung nachweisbar. Die Gesellschaft wurde 1938 in "Marathon-Werke AG" umbenannt.) und bis mindestens Februar 1943 Marathon-Werke Aktiengesellschaft in Chemnitz,
- ab April 1921 bis mindestens März 1925 Tetra AG in Chemnitz (Die Gesellschaft wurde Anfang Juli 1927 aufgelöst),
- ab Juli 1921 bis mindestens November 1944 Zwickauer Maschinenfabrik in Zwickau, zeitweise als Vorsitzender,
- ab Februar 1922 Lichtspiele AG in Chemnitz als Vorsitzender (Historie der Gesellschaft nach 1922 unbekannt),
- um September 1922 Römischer Kaiser Hotel- und Theater-Aktiengesellschaft in Chemnitz,
- ab spätestens Oktober 1924 bis mindestens Oktober 1935 Joh. Gottl. Hafftmann Aktiengesellschaft in Pirna,
- ab November 1928 bis mindestens Juni 1931 König Friedrich August-Hütte AG in Dölzschen (vermutlich schied Erich Sondermann Mitte 1932 aus dem Aufsichtsrat aus),
- spätestens 1931 bis mindestens März 1943 Aktien-Färberei Münchberg (vorm. Knab & Linhardt), in Münchberg (Bayern), ab Mai 1939 als Vorsitzender, zuvor stellvertretender Vorsitzender,
- ab spätestens Juni 1931 bis mindestens Juli 1938 August Walther & Söhne Aktiengesellschaft (Firmierung ab Februar 1932: Sächsische Glasfabrik August Walther & Söhne Aktiengesellschaft) in Ottendorf-Otrilla, zeitweise als (stellvertretender) Vorsitzender (ab 1940 firmiert das Unternehmen als Sachsenglas AG, in deren Aufsichtsrat Erich Sondermann vermutlich nicht mehr vertreten ist),
- ab Februar 1932 bis mindestens September 1939 Emil Uhlmann AG in Chemnitz, zeitweise als (stellvertretender) Vorsitzender. Die Gesellschaft wurde Ende März 1941 in eine Einzelfirma umgewandelt.
- ab Januar 1933 bis mindestens Januar 1943 Thode'sche Papierfabrik AG in Hainsberg,
- ab Juni 1933 bis mindestens März 1943 Somag Sächsische Ofen- und Wandplattenwerke Atkiengesellschaft in Meißen als Vorsitzender,
- ab Oktober 1933 bis April 1934 Collet & Engelhard Werkzeugmaschinenfabrik AG in Offenbach am Main,
- ab April 1935 bis mindestens März 1941 Dresdner Kassen-Verein AG in Dresden,
- ab April 1935 bis mindestens März 1941 Hille-Werke AG in Dresden,
- ab spätestens Februar 1938 bis mindestens März 1943 Gechter & Kühne Aktiengesellschaft in Heidenau
- ab spätestens März 1938 bis mindestens März 1944 Leipziger Hypothekenbank bzw. Sächsische Bodencreditanstalt als Teil der Gemeinschaftsgruppe deutscher Hyothekenbanken,
- um April 1939 Görlitzer Waren-Einkaufs-Verein AG in Dresden als stellvertretender Vorsitzender,
- ab spätestens Juni 1941 (noch nicht Aufsichtsrat im August 1939) bis mindestens Juni 1943
Union-Werke Aktiengesellschaft Kunstdruck-, Metallwaren- und Plakatefabrik in Radebeul, zeitweise als stellvertretender Vorsitzender.
Anfang der 1920er Jahre unternahm Erich Sondermann zahlreiche Investionen in Aktiengesellschaften. Möglicherweise standen diese Investitionen des Erich Sondermann in diese Gesellschaft in Zusammenhang mit der grassierenden Inflation nach Ende des I. Weltkriegs:
- November 1920: Muldentalwerke Aktiengesellschaft, Freiberg (existierte bis zumindest 1928), [16]
- Februar/April 1921: Arthur Trägner & Co. Maschinenbau-Aktiengesellschaft, Chemnitz (1925 liquidiert), [17]
- Oktober 1921: Joh. Gottl. Hafftmann Aktiengesellschaft, Pirna (ab den 1950er Jahren VEB Hafftmann), [18]
- November 1921: Altenburger Glashütte Aktiengesellschaft, Altenburg (nach kritischer Lage ab 1936 Schadwinkel & Co.), [19]
- Oktober/November 1921/Februar 1922: Industrie- und Handels-Aktiengesellschaft, Chemnitz (über die weiteren Entwicklung des Unternehmens bestehen keine Kenntnisse), [20]
- Dezember 1921/Ferbuar 1922: Otto Hammer Aktiengesellschaft für Holz- und Bauindustrie (Anfang 1930 Konkurs beendet) [21]
- November 1921/März 1922: Teppich- und Möbelstoff-Fabrik Aktiengesellschaft (Ende 1931 liquidiert), [22]
- Januar/März 1922: Kurt Breyer Aktiengesellschaft (ab 1924 in Konkurs) [23]
- Dezember 1921/Januar 2022/April 1922: Grimm & Roehling Aktiengesellschaft (ab 1926 in Konkurs), [24]
- November/Dezember 1921/April 1922: Heinrich Kaiser Waggonbau und Maschinenfabrik Aktiengesellschaft (ab 1925 in Liquidation), [25]
- März/Juli 1922: Teppich-Großhandels-Aktiengesellschaft (vermutlich kurz nach 1929 beendet), [26]
- Juni/Juli 1923: Maschinenfabrik Elite Aktiengesellschaft (1927 umfirmiert nach Übernahme), [27]
- Juni/August 1923: Dessauer Möbelfabrik AG (1928 übernommen von den Junkerswerken), [28]
Der II. Weltkrieg brachte eine erhebliche Zäsur in der beruflichen Tätigkeit: Nach dem II. Weltkrieg war Erich Sondermann leitender Direktor der Siegener Filiale des Bankvereins Westdeutschland, der späteren Filiale der Commerzbank AG, in die der Bankverein Westdeutschland aufging. [29] Aufsichtsratstätigkeiten wie vor dem Krieg lassen sich für die Zeit in Siegen nicht mehr nachweisen.
I. Weltkrieg
Erich Sondermann wurde im ersten Weltkrieg als nicht tauglich gemustert und entsprechend nicht zur Reichswehr eingezogen. [30]
Deutsches Rotes Kreuz
Bis
1945 war Erich Sondermann Schatzmeister des Deutschen Roten Kreuzes für den Freistaat Sachsen. [31]
Wohnorte
Nach seiner Heirat wohnte das Ehepaar Sondermann-Visseur in Köln, wo auch der älteste Sohn Rolf Sondermann im Jahr 1914 geboren wurde. [32] Belegt ist für die Jahre 1914 und 1915 als Wohnort Köln-Sülz, Mittelindustriestraße Nr. 10, Untergeschoss. [33] Für das Jahr 1913 findet sich noch kein Adressbucheintrag in Köln.
Mitte Juli 1915 zog das Ehepaar Sondermann-Visseur nach Chemnitz in die Henriettenstraße 59 (II. Etage) nachdem Erich Sondermann ca. Mitte Juni 1915 seine neue Anstellung in Chemnitz angetreten hatte. Die Wohnung war eine große Etage mit sieben Zimmern und Balkon sowie mit, damals nicht selbstverständlich, Zentralheizung, Warmwasser, elektrisches Licht Parkett u. ä. ausgestattet. [34] Dort wohnte er bis zur Übernahme des Direktorpostens in Dresden ab Januar 1923. [35]
In Dresden lebte das Ehepaar ab ca. Januar 1923 bis 1927/28 zunächst unter der Adresse Sachsenplatz Nr. 2 (II. Etage). [36] Ab 1928/29 bis Ende des II. Weltkriegs, möglicherweise auch kurzzeitig darüber hinaus, lebte das Ehepaar in Dresden-Blasewitz in der Tolkewitzer Straße 49 (Erdgeschoss und I. Etage; möglicherweise Eigentum, im II. WK nicht zerstört). [37]
Mit Ende des Krieges/nach dem Krieg floh das Ehepaar (nach Umwegen?) nach Siegen.
Tod des Ehepaares
Erich Sondermann verstarb in Siegen am 31. Juli 1959. Else Sondermann geb. Visseur starb nur wenige Jahre später am 1. Februar 1964 in Neuss. [38]
[22] Im November 1921 (Datum des Gesellschaftsvertrag) bzw. im März 1922 (Eintragung ins Handelsregister) gründete Erich Sondermann zusammen mit Siegfried Koborn, Hans Göhler, Josef Seidler und Leo Wirth, alle in Chemnitz, die "Teppich- und Möbelstoff-Fabrik AG" in Chemnitz. Gegenstand des Unternehmens war "[...] die Herstellung von Teppichen, Möbelstoffen und sonstigen Textilwaren sowie der Handel mit diesen Fabrikaten." Das Grundkapital der Geselslchaft betrug 3 Millionen Mark und zerfiel in 3.000 auf den Inhaber lautende Aktien zu tausend Mark. Vgl. Amtsgericht Chemnitz (1922): Gründung der Teppich- und Möbelstoff-Fabrik AG, in: Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger v. 24. März 1922, Nr. 71, S. 21. Die Gesellschaft wurde nach einem Vergleichsverfahren zur Abwendung eines Konkurses Ende des Jahre 1931 liquidiert. Vgl. Amtsgericht Chemnitz (1931): Liquidation der Teppich- und Möbelstoff-Fabrik AG, in: Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger v. 24. September 1931, Nr. 223, zweite Zentralhandelsregisterbeilage S. 4; Dannhof, Wilhelm (1931): Liquidation der Teppich- und Möbelstoff-Fabrik AG, in: Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger v. 9. Dezember 1931, Nr. 287, erste Anzeigenbeilage, S. 1.
[33] Vgl. Greven, Anton Carl (Hrsg.) (1914): Greven's Adreßbuch für Köln und Umgebung 1914, 60. Jahrgang, Köln, S. 532; Greven, Anton Carl (Hrsg.) (1915): Greven's Adreßbuch für Köln und Umgebung 1915, 61. Jahrgang, Köln, S. 578.
[37] Dr. Güntzschen Stiftung (Hrsg.) (1929): Adreßbuch für Dresden und Vororte, Dresden, S. 779; Dr. Güntzschen Stiftung (Hrsg.) (1930): Adreßbuch für Dresden und Vororte, Dresden, S. 793; Dr. Güntzschen Stiftung (Hrsg.) (1935): Adreßbuch für Dresden und Vororte, Dresden, S. 792; Dr. Güntzschen Stiftung (Hrsg.) (1943): Adreßbuch für Dresden und Vororte, Dresden, S. 843.